Die folgenden Übungen, die Sie sich herunterladen und jederzeit anhören können, dienen dazu, zu lernen eine achtsame Haltung dem eigenen inneren Erleben gegenüber einzunehmen. Wenn wir achtsam sind, sind wir ganz in der Gegenwart, nehmen akzeptierend wahr, was jetzt gerade ist, drängen nichts weg und halten nichts fest. Wir betrachten unsere Gefühle und Gedanken so, als befänden wir uns in einem Museum. Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf das, was es zu sehen gibt, gehen vielleicht mal näher an ein Ausstellungsstück heran, um ein Detail näher zu betrachten - oder etwas weiter weg, um einen Gesamteindruck zu bekommen. Wir fangen jedoch nicht an, irgendetwas an den Dingen zu verändern, die es dort zu beachten gibt. Genauso wenig versuchen wir während einer Achtsamkeitsübung, irgendetwas an unseren inneren Regungen zu verändern - sie dürfen bleiben, wie sie sind - ob sie uns nun gefallen oder nicht.
Zunächst möchte ich Ihnen eine Basis-Übung aus der Achtsamkeitstradition vorstellen, das achtsame Atmen.
Diese Übung ist einfach und zugleich gar nicht so leicht. Sie besteht darin, den Atem zu beobachten, das heißt so viel wie möglich bewusst davon mitzubekommen, wie die Luft in den Körper hineinströmt und ihn wieder verlässt. Es geht nicht darum, auf eine bestimmte Art und Weise zu atmen, sondern die Kontrolle über den Atem komplett abzugeben und uns einfach nur beim Atmen zuzuschauen. Wir lassen „es“ in uns atmen. Das ist nicht ganz einfach, denn unser Kopf fängt an, uns Gedanken zu schicken, die uns von unserem Atem ablenken. Das können wir nicht verhindern, so funktioniert er nun einmal. Die Kunst besteht darin, die Aufmerksamkeit trotzdem weiter auf den Atem zu richten – bzw. sie zurück zum Atem zu bringen, falls wir doch einmal abschweifen. Voraussetzung dafür ist, dass wir das Abschweifen bewusst wahrnehmen – und das ist, so könnte man vielleicht sagen, das eigentliche Ziel dieser Achtsamkeitsübung.
Diese wie auch alle anderen Übungen auf dieser Seite können Sie im Sitzen oder im Liegen durchführen. Suchen Sie eine bequeme Position in der Sie zur Ruhe kommen können. Die Übungen wirken oft entspannend, aber die Entspannung ist nicht das wichtigste Ziel – manchmal stellt sie sich auch erst spät im Verlauf oder gar nicht ein. Versuchen Sie nicht. einen bestimmten Zustand zu erreichen, sondern nehmen Sie alles so, wie es kommt. Wenn Sie zwischendurch das Bedürfnis haben, sich zu bewegen, die Augen zu öffnen, ihre Körperhaltung zu verändern oder auch, die Übung zu beenden, zwingen Sie sich nicht, den Impuls zu unterdrücken. Genau genommen kann man Impulse nie unterdrücken – man kann höchstens entscheiden, ob man die Handlung, zu der es einen drängt, ausführt oder nicht. Nehmen Sie solche Impulse wahr und treffen Sie dann eine bewusste Entscheidung. Vielleicht entscheiden Sie sich dagegen, sich zu kratzen, obwohl Sie einen Juckreiz verspüren, vielleicht entscheiden Sie sich dafür. Vielleicht entscheiden Sie, mit der Übung fortzufahren, obwohl Sie einen Drang verspüren, damit aufzuhören. Vielleicht entscheiden Sie, es für heute dabei zu belassen – und machen morgen einen neuen Anlauf.
Die folgenden vier Übungen stammen aus meinem Buch Therapie-Tools. Die erste von ihnen heißt Innenleben-Inventur. Dabei nehmen Sie sich die Zeit, einmal ganz in Ruhe zu betrachten, was gerade in Ihrem Innerem los ist - Gedanken, Gefühle, körperliche Empfindungen und Handlungsimpulse. Bleiben Sie dabei so gut es geht im "Museumsmodus" - nehmen Sie einfach nur wahr, ohne irgendetwas erreichen, verändern oder unter Kontrolle bringen zu wollen.
Die nächste Übung ist eine Variante des klassischen Body-Scans, bei dem man seine Aufmerksamkeit nach und nach auf verschiedene Bereiche seines Körpers lenkt und so genau wie möglich erspürt, wie er sich gerade anfühlt.
Bei der folgenden Übung geht es darum, einzelne Gedanken bewusst wahrzunehmen, sie zu beobachten, ohne an ihnen "kleben zu bleiben", und sie schließlich wieder loszulassen.
Auch die nächste Übung zielt darauf ab, unser Verhältnis den Gedanken gegenüber zu verändern und etwas "Luftigkeit" in unser oft so schweres und starres Denken zu bringen.
Und hier noch zwei Übungen aus meinem Buch "Gib dich nicht auf, lass dich wieder ein!". In der ersten Übung geht es um Selbstanteilnahme, um das Einnehmen einer freundlichen, mitfühlenden Haltung sich selbst gegenüber in einem schwierigen Moment. Die Übung beginnt mit einer kurzen Fokussierung auf den Atem. Dann werden Sie angeleitet, zu schauen, welche schwierigen oder schmerzhaften Gefühle gerade in Ihrem Inneren sind, diesen mit Akzeptanz und Freundlichkeit zu begegnen und schließlich nach einer Möglichkeit zu suchen, fürsorglich mit sich umzugehen, selbst wenn die schwierigen Gefühle weiter da sind.
Gerade unsere schmerzhaften, schwierigen Gefühle können uns oft sehr viel darüber sagen, was für uns im Leben wirkich wichtig ist. Auch mit der folgenden Übung begegnen Sie sich selbst mit Freundlichkeit und Mitgefühl, nehmen gleichzeitig Kontakt auf mit Ihren persönlichen Vorstellungen von einem guten Leben und schauen, welche Möglichkeiten es für Sie gerade gibt, Dinge zu tun, die mit diesen Vorstellungen in Einklang stehen.
Körperlicher Schmerz, vor allem intensiver oder anhaltender Schmerz, kann eine große Herausforderung darstellen. Zum Glück kann die Medizin oft helfen, aber nicht immer lässt sich völlige Schmerzfreiheit erreichen - oder nur für einen sehr hohen Preis. Die folgende Schmerzmeditation (die angelehnt ist an die Übung „Getting bigger than your pain“ aus dem Buch Living beyond your pain von J. C. Dahl) verbessert die Fähigkeit, körperlichen Schmerz zu akzeptieren, ohne sich von ihm überwältigen zu lassen. Sie lassen jeden Kampf gegen den Schmerz los und betrachten ihn aus einer übergeordneten Perspektive, der Perspektive von etwas, was größer und stabiler ist als der Schmerz: Ihrem Beobachter-Ich, dem der Schmerz letztendlich nichts anhaben kann.
Zum Schluss noch eine Übung in einer sehr wichtigen Fähigkeit: der Fähigkeit zur bedingungslosen Selbstannahme. Vorweg hierzu ein paar Bemerkungen dazu:
Hadern Sie mit sich, lehnen Sie sich ab, können Sie sich nicht leiden, hassen Sie sich gar bisweilen? Oder knüpfen Sie die Art, wie Sie zu sich selbst stehen, an bestimmte Bedingungen: Ich muss erst gut aussehen, muss erst erfolgreich sein, muss soundso viele Freunde haben, muss mich gut fühlen, muss positive Gedanken haben, ein guter Mensch sein, meine Probleme gelöst haben – dann kann ich mich annehmen, dann bin ich okay.
Gerade in schwierigen Momenten, in Angesicht von Schmerz, Stress, Angst, Verzweiflung – gibt es nichts, was heilsamer und wohltuender ist als Akzeptanz, Selbstakzeptanz, sie ist die Grundlage für alles Weitere: Sich selbst anzunehmen, mit all dem, was mich jetzt in diesem Moment ausmacht: meine Vergangenheit und die Spuren, die sie hinterlassen hat, meine Gefühle und Gedanken, meine Stärken und Schwächen, der Mensch, der ich bin.
Selbstakzeptanz heißt nicht, positiv über sich zu denken, nicht, sich gut zu fühlen. Im Gegenteil: Wenn wir gerade positiv über uns denken, uns gut fühlen, dann fällt es uns meistens leicht, uns zu akzeptieren. Selbstakzeptanz ist vor allem in schwierigen Momenten gefragt. Selbstakzeptanz heißt auch nicht, damit aufzuhören, sich weiterzuentwickeln. Es heißt einfach, sich zu erlauben, in diesem Moment der Mensch zu sein, der man ist.
Ist Selbstakzeptanz ein Gefühl, ist es ein Gedanke? Oder ein Bedürfnis? Es hat mit alldem auch zu tun, aber in erster Linie ist es eine Wahl, die wir treffen. Die Entscheidung für eine bestimmte innerliche Handlung. Wie wir denken, fühlen, bewerten – darüber haben wir nur begrenzt Kontrolle, das entzieht sich teilweise oder ganz unserem Einfluss. Jemand begegnet uns unfreundlich und wir fühlen uns verletzt, automatisch. Wir haben einen Misserfolg und sind frustriert, automatisch. Wir schauen in den Spiegel und es fallen uns Dinge an unserem Aussehen auf, die nicht so sind, wie wir sie gerne hätten, automatisch.
Aber in unseren Entscheidungen sind wir frei. Wir können dieses tun oder jenes. Wir können eine Sache – wie auch immer wir gefühlsmäßig und gedanklich auf sie reagieren – ablehnen oder sie annehmen, sie zurückweisen oder akzeptieren. Es liegt an uns. Unser Kopf mag uns zig verschiedene Gründe nennen, warum wir etwas annehmen oder ablehnen sollten. Aber selbst wenn er uns hundert Gründe nennt, etwas abzulehnen, und keinen einzigen dafür, es anzunehmen, können wir uns trotzdem anders entscheiden, als er es uns nahelegen will. Einfach so. Ohne Grund. Darum. Weil wir die Wahl treffen. Möchten Sie bedingungslose Selbstakzeptanz üben?
Vielleicht hilft ihnen die folgende kleine Meditation dabei:
Schwierig? Ja, vielleicht. Aber nicht unmöglich – und wer es sich zur Gewohnheit macht, zu üben, in schwierigen Momenten und bei allen Zweifeln, Ängsten und sonstigen schmerzhaften Gefühlen und Gedanken in der Selbstakzeptanz zu bleiben oder dahin wieder zurückzukehren, dem gelingt es nach und nach immer besser, diese heilsame Wahl zu treffen.
Worte sind dabei manchmal hilfreich, manchmal aber auch schwierig. Vielleicht hilft Ihnen ein Bild, eine Vorstellung dabei, sich selbst bedingungslos anzunehmen, z. B. die einer liebevollen Geste, die Sie sich selbst zukommen lassen, der Gedanke an einen verständnisvollen Menschen, der Ihnen freundlich zunickt, ein Katze, die ihr verängstigtes Junges ableckt, ein einfaches „Ja“ oder „Okay“.
Nutzen Sie alles, was Ihnen hilft, sich selbst so anzunehmen, wie Sie sind, Ja zu sich zu sagen.