Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Problemen. Wer sich in einer schweren depressiven Krise befindet, der leidet oft unter einer tiefen Niedergeschlagenheit und inneren Leere, hat an nichts mehr Freude und kann sich nur noch schwer aufraffen, Dinge zu unternehmen, die er früher leicht bewältigt oder sogar gerne getan hat. Es sind nicht so sehr Gefühle großen Schmerzes, Traurigkeit, Verzweiflung oder Angst, die eine schwere Depression ausmachen. Eher sind alle Gefühle – die unangenehmen wie die angenehmen –, gedämpft oder sogar völlig abwesend. Alles verschwindet hinter einem kalten, grauen Nebel und das Leben wird sehr anstrengend. Manche Menschen werden dann weinerlich, andere eher reizbar und unleidlich, wieder andere werden apathisch und ziehen sich völlig zurück. Alle Betroffenen leiden, teilweise so unermesslich, dass sie es kaum noch aushalten und alle möglichen Auswege in Betracht ziehen – bis hin zur Selbstzerstörung.
Die neue, in den USA entwickelte Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) betrachtet die Depression als eine Art Falle, in die viele Menschen tappen, wenn sie sich mit schwierigen Gedanken und Gefühlen konfrontiert sehen, mit Schmerz, mit Verlust, mit Verletzungen, mit belastenden Erinnerungen oder negativen Bewertungen. Wir neigen dazu, solche Gedanken und Gefühle als Gegner zu betrachten und zu versuchen, sie loszuwerden. Dies liegt daran, dass ein Teil unseres Verstandes ähnlich funktioniert wie unser Immunsystem. Dieses identifiziert schädliche Eindringlinge und versucht sie auszuschalten. Genauso versucht unser Verstand, Probleme zu identifizieren und zu lösen. So wie sich allerdings unser Immunsystem manchmal gegen Bestandteile unseres eigenen Körpers richtet und beginnt, diese zu bekämpfen – was uns erst richtig krank machen kann –, so richtet sich bisweilen auch unser Verstand gegen harmlose Reaktionen in unserem Inneren – und das macht dann unsere Seele krank. Denn erstens ist der Kampf gegen unsere eigenen Gefühle auf Dauer nicht zu gewinnen, was sehr frustrierend und zermürbend ist, zweitens zahlen wir einen hohen Preis für diesen Kampf und drittens verlieren wir auf diese Weise den Kontakt mit dem, was uns eigentlich lieb und teuer ist. Wir kämpfen nur noch gegen, aber nicht mehr für etwas, für ein gutes Leben, für gute Beziehungen, für unsere Gesundheit, für das, was einmal unser Lebenselixier, unsere Herzensangelegenheiten waren.
Die Akzeptanz- und Commitmenttherapie versucht hier gegenzusteuern, indem Sie lernen, diesen nutzlosen Kampf gegen sich selbst zu erkennen und aufzugeben. In der Therapie arbeiten Sie daran, auch schwierige Gefühle und Gedanken anzunehmen und dabei gut mit sich selbst umzugehen. Sie werden dabei unterstützt, Ihren Verstand wieder dafür zu nutzen, wofür er eigentlich gemacht ist: Nämlich dafür, uns zu helfen, ein Leben zu führen, in dem es um das geht, was uns wirklich wichtig ist.
ACT-Therapeuten haben viele wirksame Techniken und Metaphern entwickelt, nutzen aber auch Methoden aus anderen Therapieformen und Traditionen (insbesondere der kognitiven Verhaltenstherapie und der Achtsamkeitspraxis), um Menschen, die unter Depressionen leiden, in die Lage zu versetzen, deprimierenden Gedanken wie „Ich bin nichts wert“ oder „Es ist alles hoffnungslos“ ihren Stachel zu nehmen, schwierige Emotionen anzunehmen, ohne in ihnen unterzugehen, und wieder in Kontakt mit dem Hier und Jetzt zu kommen – und mit dem, wofür es sich zu leben lohnt.
In meinem Buch „Gib dich nicht auf, lass dich wieder ein“ beschreibe ich einen Weg aus der Depression auf der Grundlage der Akzeptanz- und Commitmenttherapie – geschrieben für Menschen, die sich in einer depressiven Krise befinden, aber noch so viel Kraft und Hoffnung haben, dass sie in der Lage sind, sich mit Hilfe einer solchen Anleitung selbst zu helfen – es zumindest einmal versuchen wollen. Bitte zögern Sie aber nicht, sich professionelle Hilfe zu holen, wenn Sie alleine nicht weiterkommen oder wenn Ihre Sicherheit – oder die anderer Personen – gefährdet ist.
Die Einführungen sind hinsichtlich der Probleme und des Erlebens von Menschen mit Depression einfühlsam und verständnisvoll verfasst und mit vielen eingängigen Metaphern angereichert. Die Übungen sind gut nachvollziehbar beschrieben, wobei positiv hervorzuheben ist, dass mögliche Schwierigkeiten bei der Durchführung der Übungen antizipiert und Umgangsweisen damit erörtert werden … Insgesamt ist es dem Autor gelungen, ein Selbsthilfebuch zu verfassen, das alle wesentlichen Elemente einer ACT-orientierten Depressionstherapie in einer sinnvollen Abfolge und sehr gut nachvollziehbar darstellt. Die ausgewählten Übungen können als bewährt angesehen werden, sodass zu erwarten ist, dass viele Menschen mit einer depressiven Störung von der Lektüre dieses Buches sehr profitieren können (Jan H. Peters in Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin, 2020 (1)).
Der therapeutische Werkzeugkoffer, den Wengenroth anbietet, ist empirisch fundiert. Die Übungsabfolge ist schlüssig und abwechslungsreich … In therapeutischer Begleitung (oder als „frischer Wind“ für eine bereits länger dauernde Therapie), für Leser mit leichten Depressionen und auch für Psychotherapeuten bietet das Selbsthilfebuch einen schönen Crashkurs im Wellensurfen! (Sarah Zimmermann in Gehirn & Geist, 2020 (3)).
Der Autor arbeitet in seiner eigenen Praxis als Psychotherapeut und gibt eine sehr praktische Einführung mit vielen Übungen in eine Therapie, die sonst oft theoretisch am Rand der Verständlichkeit präsentiert wird (Psychologie Heute 2021 (3)).
Für Betroffene selbst und für Fachkräfte, die diese beraten und betreuen, liefert der Psychotherapeut Wengenroth nun einen hervorragenden Leitfaden, mit Hilfe der bewährten Akzeptanz- und Commitmenttherapie einen Weg aus der Depression zu finden. Anleitungen, Übungen, Impulse und Arbeitsblätter machen dieses Werk für die Praxis ungemein wertvoll (Stefan Teplan in Neue Caritas, 2019 (17)).